SVB Chronik

9. Dekade: 1992  – 2002: Jahrtausendwende

Höhepunkte:

Nachdem im Jahr 1989 mit dem Fall der Mauer die politische Wende eingeleitet wurde, die das geteilte Europa wieder vereinte, kam es in der Folge im ehemaligen Jugoslawien zu Bürgerkriegen, mit denen niemand gerechnet hatte. Das die in der Folge sich bildenden Flüchtlingsströme auf die Fußballentwicklung der SpVg Berghofen erhebliche Auswirkungen haben würden und fußballerisch zu neuen Höhepunkten führen würden, konnte zunächst niemand vorhersehen.

Es begann damit, dass Anfang der 90-er Jahre Berghofen wieder eine recht gute Mannschaft hatte und immer in der 1. Kreisklasse oben mitspielte. Aber leider klappte es mit dem Aufstieg in die Bezirksliga nicht. Im Jahr 1995/96 war es fast soweit. Erst durch ein verlorenes Entscheidungsspiel gegen DJK Körne verpasste die SpVg Berghofen den Aufstieg wiederum knapp. Das Spiel in Neuasseln ging nach Verlängerung und anschließendem Elfmeterschießen verloren. Danach verließen einige Spieler und auch der Trainer Rüdiger Kreilkamp die SpVg Berghofen.

Der Verein reagierte und verpflichte mit dem Diplomsportlehrer Franjo Juralic einen Trainer der ersten Klasse, der vorher in Aplerbeck erfolgreich tätig war. Diese Verpflichtung erwies sich als wahrer Glücksgriff. Denn er brachte vier Spieler aus Bosnien mit, die ihre vom Bürgerkrieg gebeutelte Heimat verlassen hatten. Mit Ermu Hamulic, Samir Jassarevic, Armin Kaltak und Sead Serajelic kam eine spielerische Qualität nach Berghofen, wie sie seit Akki Schmidt nicht mehr in Berghofen zu sehen war.

Im Jahre 1996/97 erreichte die Berghofer Mannschaft als Kreisligist bei den Dortmunder Hallenstadtmeisterschaften das Endspiel und unterlag dem großen BVB nach Verlängerung erst im Siebenmeterschießen mit 10:11.

Nachdem in der Endrunde sowohl der VfR Sölde als auch TuS Eving besiegt worden waren, trennte man sich vom BVB unentschieden. Im Halbfinale besiegte man Westf. Wickede und traf dann im Finale auf die nach der Papierform sicherlich stärkste Dortmunder Amateurmannschaft von Borussia Dortmund. Dass der entscheidende Siebenmeter vom besten Dortmunder Spieler Amir Kaltak verschossen wurde, trübte die unbändige Freude über die unerwartete Vizemeisterschaft nicht. Dass Michael Meier aus der Berghofer Mannschaft zum besten Torhüter des Turniers gewählt wurde, erhöhte die ausgelassene Freude unter den Berghofer Fans nur noch mehr. Von diesem „Nicht“ – Titel wurde in Berghofen noch lange gesprochen.


Auch die Presse war voll des Lobes über die Ballzauberer aus Berghofen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

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Dieser Erfolg konnte im darauf folgenden Jahr wiederholt werden. Diesmal unterlag die Berghofer Mannschaft der Mannschaft von Phönix Eving.

Es war nur folgerichtig, dass in der Saison 1997/98 die Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga schaffte. Im entscheidenden letzten Spiel der Saison gegen den SC Aplerbeck im Waldstadion reichte der SpVg Berghofen ein Unentschieden. Sie schaffte ein 2:2 und stieg in die Bezirksliga auf.

Entgegen allen Erwartungen konnte sich die Mannschaft im ersten Jahr in der Bezirksliga halten und spielte in den folgenden Jahren stets im oberen Drittel der Bezirksliga Gruppe 15 mit. So wurde diese Mannschaft im Jahr 1999 auch Sieger im Turnier um die Aplerbecker Stadtbezirksmeisterschaft. Dieses wurde von der SpVg Berghofen aus Anlaß der 1100 Jahrfeier der Stadt Aplerbeck ausgerichtet.


Leider kam es in der Saison 2000/2001 zu einem Einbruch. Obwohl die Mannschaft auf dem Papier deutlich verstärkt worden war, gelang der Klassenerhalt nur mit Mühe. In einem denkwürdigen Spiel gegen TuS Eving-Lindenhorst gelang es der Mannschaft nach einem 2 Tore Rückstand das Spiel in den letzten 10 Minuten zu drehen und zu gewinnen. Damit war der Abstieg abgewendet und der Hörder SC musste absteigen.

Nach dieser Saison verließ Trainer Juralic und mit ihm auch der letzte Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien die SpVg Berghofen. Da auch einige andere Spieler den Verein verließen oder aus der 1. Mannschaft aufhörten kam es zu einem Neuaufbau. Der Vorstand entschied sich zu einer radikalen Verjüngung und setzte voll auf die eigene Jugend.

Der Trainer Rolf Plöger und sein Mitstreiter Dietmar Kahnert hatten nämlich in der Spielgemeinschaft Berghofen/Sölderholz beginnend mit der gemeinsamen C-Jugend eine Spitzenmannschaft geformt, die als End-Jahrgang jedes Jahr aufgestiegen war und sogar als A-Jugend Jungjahrgang den Sprung in die Sonderklasse schaffte.

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Diese Mannschaft erreichte darüber hinaus 1997 das Finale des Kreispokals der A-Junioren und wurde Vize-Meister im zweiten Jahr der Sondergruppe im Fußballkreis Dortmund. Diese Mannschaft war auch im Seniorenbereich weitgehend zusammengeblieben und spielte als K1-Mannschaft in der Kreisliga B. Die Trainer waren mit in die Seniorenabteilung gewechselt und spielten durchaus erfolgreich. Dies lag insbesondere daran, dass trotz der Auflösung der Spielgemeinschaft mit Sölderholz ein großer Teil der Sölderholzer Spieler in Berghofen geblieben waren und in der K1 weiterspielten.

Nach dem Aderlass in der 1. Mannschaft entschloss sich der Vorstand zu einer radikalen Verjüngung und setzte auf die Ergebnisse der eigenen Jugendarbeit. Als Trainer wurde aus den eigenen Reihen der K1-Trainer Rolf Plöger verpflichtet. Er baute auf der Basis der alten K1 – Mannschaft ein völlig neues Team auf. Vor der Saison wurde die SpVg Berghofen von der Presse aber auch von vielen Mitgliedern als Absteiger Nr. 1 gehandelt. Es kam jedoch anders und die Mannschaft hatte schon vier Spiele vor Saisonende den Klassenerhalt geschafft und blieb in der Bezirksliga.

In dieser Dekade gab es noch eine weitere entscheidende Entwicklung im Verein. Mit dem Wechsel von Manfred Wiese bzw. Gerd Schön zu Dr. Karl-Heinz Schloßer als Jugendleiter begann die Entwicklung des Mädchen- und darauf aufbauend des Frauenfußballs in Berghofen. Aus kleinsten Anfängen baute Martin Morher eine Mädchen Mannschaft auf, die schon nach zwei Jahren in die Spitze der Kreismädchenmannschaften aufgestiegen waren. In dieser Zeit wurde die Mädchenmannschaft schon zur Nummer 1 im Kreis und überrundete die bisher dominierende Mannschaft der SG Lütgendortmund. So wurde in der Saison 1993/94 die 1. Mädchenmannschaft sowohl Hallenstadtmeister als auch Kreismeister in Dortmund.

Darauf aufbauend begann der unaufhaltsame Aufstieg des Frauenfußballs in Berghofen. Auch nach dem Weggang von Martin Morher fanden sich immer wieder begeisterte Förderer des Frauen und Mädchenfußballs, die in der folgenden Dekade diese Sparte in Berghofen weiter entwickelten. So spielte die 1. Frauenmannschaft gegen Ende der Dekade bereits überregional. Aber auch unsere Mädchenmannschaft errang 2001 die Bezirksligameisterschaft und erreichte die Endrunde der Westfalenmeisterschaft.


In dieser Dekade wurden mit einem sich ändernden Zeitgeist die Probleme mit dem Zugang zum Platz und der Nutzung des Vereinsheims immer größer. Nachdem die Stadt im Zusammenhang mit der Sanierung des Sportplatzes und der Umkleidekabinen Anfang der 90-er Jahre auch eine neue Treppenanlage geschaffen hatte, wurden trotzdem die Konflikte mit den Erben der Familie Glück immer größer. Nur Mühsam gelang es dem Vorsitzenden Werner Brune, der Nachfolger von Wilfried Renecke geworden war, eskalierende Situationen zu entschärfen. Die Frage von Lärmbelästigungen im Umfeld von Sportplätzen, die schon lange existierten, wurde zu einem zentralen Thema im Dortmunder Sportgeschehen. Die Stadt begann, die Nutzung des Jugendheims einzuschränken, was das Vereinsleben natürlich negativ beeinflusste. Dies hatte auch zur Konsequenz, dass die Selbstfinanzierung von Vereinen deutlich behindert wurde. Auch donnerten am Horizont geänderte Steuerbedingungen, die die Vereinsfinanzen auch wesentlich reduzierten. Trotzdem gelang es dem Verein, mit einem gemeinsamen Kraftakt die marode Flutlichtanlage zu modernisieren und auch das Ehrenmal, das auf dem Glückschen Grundstück Jahrzehnte gestanden hatte, zu versetzen.

Aber auch die sich ändernde Arbeitswelt beeinflusste das Vereinsleben massiv. Da mit dem Strukturwandel im Ruhr – Gebiet die Schichtarbeit deutlich reduziert wurde, gab es immer weniger Mitglieder, die am frühen Nachmittag für Trainings- und Betreuungsarbeit zur Verfügung standen. Diese Entwicklung setzte sich im letzten Jahrzehnt massiv fort.

 

zur 10. Dekade