SVB Chronik

3. Dekade: 1933  – 1942: Nationalsozialisten und 2. Weltkrieg

Aufstieg und zweiter Niedergang:

Mit der Machtübernahme durch die NSDAP im Jahre 1933 mit ihrem rechtsradikalen Gedankengut veränderte sich das Leben in Deutschland und damit auch das Sportleben tiefgreifend. Der bisher für den Sport zuständige „Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen“ wurde durch den „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ (DRL) ersetzt, einem Einheitsbund für 43.000 Sportvereine.

Das neue „Fachamt Fußball“ übernahm dabei die Aufgaben des DFB, der selbst faktisch nur noch bei der Durchführung internationaler Spiele eine Rolle spielte und 1940 aufgelöst wurde. Ab Ende 1938 war der DRL zudem durch Führererlass nicht mehr „Deutsch“ sondern „Nationalsozialistisch“ und stand als NSRL fortan vollständig unter politischer Verantwortung und Kontrolle der NSDAP. Durch eine umfassende Reform des Spielbetriebs wurden die großen traditionsreichen Regionalverbände aufgelöst.

Auch auf der untersten Ebene, den Vereinen selbst, gab es Veränderungen. Den Vorständen wurde im Zuge der Gleichschaltung das Führerprinzip aufdiktiert: Zukünftig sollten nicht mehr Vorsitzende, sondern „Vereinsführer“ den jeweiligen Verein leiten. Mitte 1933 wurden hierzu reichsweit in allen Sportvereinen Neuwahlen verordnet mit dem Vorschlag, den seitherigen Ersten Vorsitzenden zum neuen Vereinsführer zu wählen.

Durch das Verbot und die Auflösung der Arbeitersportverbände kamen viele Mitglieder von dort zur Spielvereinigung Berghofen. Neue Sportarten wurden angeboten. Es wurde eine Handballabteilung unter Ludwig Dieckerhoff und August Koch gegründet und sogar eine Frauenhandballmannschaft wurde ins Leben gerufen.

Andererseits kehrten viele Mitglieder nach Einführung des „Führerprinzips“ dem Verein den Rücken, da sie in dieser Anordnung einen Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte erblickten, und weil die zur Unfreiheit degradierte Würde des Menschen ihnen den Sport verleidete. In allen deutschen Vereinen wurde das Führerprinzip Mitte des Jahres 1933 umgesetzt. Der Vorsitzende des Vereins wurde „entsprechend der Gleichschaltung neugewählt“. Seine Vertreter ernannte er dann, was „der Genehmigung der höheren Stellen unterlag“. Danach nannte er sich nicht mehr „Vorsitzender“, sondern „Führer“

Der seit 1919 als 1. Vorsitzender amtierende Sportkamerad August Haselhoff wurde als Vereinsführer von den maßgebenden Instanzen bestätigt. Mit Datum vom 29. September 1933 reichte der 1. Vorsitzende eine geänderte Satzung, die das Führerprinzip umsetzte, beim Amtsgericht Hörde ein.

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Damit war auch die Spielvereinigung Berghofen gleichgeschaltet und auf Linie gebracht.

Mit dem zu Beginn der dunklen Nazi – Zeit erzeugten wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands erlebte der Verein sportlich eine durchaus „glanzvolle“ Zeit. Im Jahre 1934/35 gelang der Aufstieg zur ersten Kreisklasse. Das  folgende Bild zeigt die Aufstiegsmannschaft:

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Stenger; Gockel W.; Möllmann O II, Gocke 1 Stenger; Gockel W.; Möllmann O II, Gockel E.; Lemmer; Dieckerhoff; Bruns; Borgsen; Möllman O I; Vogel; Steinbeck

Diese Mannschaft erzielte in der Folgezeit große Erfolge. Die politische Situation wurde aufgrund der aus heutiger Sicht unfassbaren Politik der Nazi’s natürlich immer prekärer. Die Vereine wurden immer stärker zur Vorbereitung des geplanten zweiten Weltkrieges missbraucht. So waren Wehr- und Arbeitsdienstübungen an der Tagesordnung, wovon viele Mitglieder betroffen waren.

Nachdem der Vereinsfüher August Hasselhoff „zu höheren Aufgaben berufen“ wurde, bestätigte das Regime Heinrich Becker als Vereinsführer. Mit dem von den Nazi’s vom Zaun gebrochenen zweiten Weltkrieg musste auch die SpVg Berghofen die Konsequenzen dieser Wahnsinnspolitik tragen.

Die ganze „Vereinselite“ wurde zum Wehrdienst eingezogen. Mit allen Mitteln versuchte man, den Fußballsport aufrecht zu erhalten.

In schneller Folge wechselten die Vereinsführer, Ludwig Spengler löste Heinrich Becker ab und Otto Landskröner wurde Nachfolger von Ludwig Spengler. Nach Landskröner’s Einberufung im Frühjahr 1943 folgte ihm Albert Reichel als Vereinsführer.

Es kam zu gemischten Mannschaften, Alte und Jugendliche und auch Spieler von Vereinen, die wie der VfL Schwerte den Spielbetrieb längst eingestellt hatten, zog es nach Berghofen. Letztlich blieben im Kreis Dortmund noch 7 Mannschaften übrig, die sich in einer Kriegsspielgemeinschaft zusammen geschlossen hatten.

zur 4. Dekade