SVB Chronik

1. Dekade: 1912  – 1921: Die Gründerzeit und 1. Weltkrieg

 

Das Gründerjahr im Zeichen der Zeit

Man schreibt das Jahr 1912. Seit etwa 30 Jahren entwickelt sich das Gebiet des heutigen Ruhr – Gebietes aufgrund der Kohlefunde zu einem wirtschaftlichen Boom – Gebiet. Ausländische Investoren aus England und Frankreich legen ihr Kapital in dieser Region an. Dadurch zieht es Arbeitskräfte – insbesondere Führungskräfte – aus diesen Ländern in unsere Region. Diese bringen ihre Kultur, dazu gehört insbesondere auch der Sport, in diese Landschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der deutsche Sport von den Turnern und damit den Turnvereinen dominiert. Man legte Wert auf Ästhetik. Gewalt war verpönt. Frauen durften, wenn überhaupt, Turnsport in weitgehend verhüllender Kleidung betreiben.

Das Fußballspiel entwickelte sich in England vorwiegend als Oberklassensport an teuren Privatschulen und zeichnete sich durch eine ausgeprägte körperliche Härte aus. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich in England bereits ein zähmendes Regelwerk entwickelt. Diese nicht so körperbetonte Variante stieß in England auf Widerstand und es bildete sich auch eine härtere Variante heraus, die heute allgemein als Rugby bekannt ist.


Die Anfänge des Fußballsports in Deutschland

Natürlich schwappte der neue Sport in dieser Zeit auch nach Deutschland über, traf dort jedoch zunächst auf starke Konkurrenz: Turnen war Nationalsport, und Fußball wurde von den Turnanhängern als „undeutsch“, „Fußlümmelei“ oder „englische Krankheit“ diffamiert. Wegen dieses Widerstands der Turnvereine setzte sich der neue Sport langsamer durch als in vielen anderen europäischen Ländern. Neben den Fußballgegnern gab es jedoch auch Förderer, zum Beispiel Konrad Koch. Der junge Braunschweiger Gymnasiallehrer brachte seinen sportunwilligen Schülern 1874 einen englischen Fußball mit – und siehe da: Die Schüler stürzten sich mit Begeisterung auf das neue Sportobjekt. In theoretischen Schriften versuchte Koch zudem den Vorwurf der Turnerschaft zu entkräften, das Spiel, das damals noch viele.

SpielRugby-Elemente hatte, sei ein „undeutsches“ Spiel. Nach und nach etablierte sich Fußball als Schulspiel an den höheren Lehranstalten. Viele Schüler sahen in dem Spiel eine wohltuende Alternative zum oft militärischen Drill der Turnübungen. Die ersten Fußballklubs gingen aus Schülervereinen hervor oder waren von Engländern gegründet worden (zum Beispiel The Englisch Football Club Berlin). Auch wenn ihm der Wind der Turnerschaft entgegenwehte, gewann Fußball in allen Gesellschaftsschichten immer mehr Anhänger und stellte sich nach und nach auch organisatorisch besser auf: In den 1890er Jahren gründeten sich zahlreiche Vereine, und 1900 wurde in Leipzig der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ins Leben gerufen.

Bis zur ersten Deutschen Meisterschaft nach den Regeln der britischen FA dauerte es allerdings noch drei Jahre. Im Finale besiegte der VfB Leipzig den DFC Prag mit 7:2.

Wiederum fünf Jahre später hatte die deutsche Nationalelf ihren ersten Auftritt. In Berlin unterlagen die Deutschen am 5. April 1908 der Schweiz mit 3:5.

Mit der fortschreitenden Industrialisierung sickerte ab 1870 das Ballspiel auch in das aufstrebende Ruhrgebiet ein und setzte sich gegen die im Sport dominanten Turnvereine durch.  Im Jahr 1912, die FIFA wurde erst 1904 gegründet und endsandte 1913 ein Mitglied in den englischen Fussballverband, stieg auf dem Spielfeld die Anzahl der Tore, weil dem Torhüter durch eine neue Regel das Handspiel außerhalb des Strafraums untersagte wurde. Mit „Femina Paris“ wird Frankreichs erster Damenfußballclub gegründet.

Mit einer auf 102 reduzierten Anzahl von Disziplinen finden die Olympischen Spiele in Stockholm statt. Seit 1900 ist das Fußballspiel olympisch und das Deutsche Reich stellt 1912 eine Fußballnationalmannschaft, die in der Vorrunde ausscheidet. Olympiasieger im Fußball wird Großbritannien.


1892: Spiel zwischen Dresden und Berlin

Im Ortsteil Berghofen wurde im gleichen Jahr (Sommer 1912) die Spielvereinigung Berghofen gegründet und zwar unter dem Namen B.F.C. Berghofer Fußball Club. Zu den Gründern zählten neben 11 Berghofer Fußballbegeisterten auch 6 Spieler des Sport-Clubs Aplerbeck 09, ein Spieler von Brackel 06 und ein Spieler von Dorstfeld 09. Die Aplerbecker Spieler konnten nämlich infolge des damalig noch verhassten Fußballspiels keinen Platz in Aplerbeck erhalten. Der erste Sportplatz war ein Ackerland, das Herr Valentin Glück, der Besitzer der Gaststätte Ludwigslust zur Verfügung stellte.

Die Gründungsmitglieder aus Berghofen:

Emil Frieg, Emil Wurm, Alfred Vogel, Willi Voß, Emil Sasse, Otto Schmülling, Fritz Lipka, I. König, Fritz Beckmann, Johann Kauth und Heinrich Linden.

Die Gründungsmitglieder von Aplerbeck 09:

Heinrich Schmidt, Fritz Wiemhoff, M. Spinnrad, Gustav Weiß,  Fritz Michel und Gustav Biefhaus.

Die Gründungsmitglieder von Brackel 06 und Dorstfeld 09:

Otto Schmidt und Willi Adolph.

Die erste Mannschaft kam bald zu achtbaren Erfolgen und wurde schnell mit vielen Vereinen bekannt. Der Verein wurde in den W.S.V.

aufgenommen und das Spielniveau wurde deutlich besser. Der Verein entwickelte sich zusehends und untere Mannschaften konnten gestellt werden.

Das folgende Bild, das erste bisher bekannte Bild einer Berghofer Mannschaft,stellt die erste Mannschaft aus den Gründerjahren dar:

1MannschaftausderGruendungszeit


Die 1. Mannschaft aus der Gründerzeit

Unter den im folgenden hinzugekommenen Spielern  befanden sich Ernst Kleff und August Haselhoff, die in der folgenden Vereinsgeschichte eine tragende Rolle spielten. Denn sie führten die von den alten Sportlern aufgebaute Arbeit fort und verbesserten diese kontinuierlich. Da die Platzfrage zu einem zentralen Problem führte, beschloss man ein dem Freiherrn von Rheinboden gehörendes Grundstück an der Selzerstrasse zu mieten. Vereinsgastwirtschaft wurde die Wirtschaft „Heimsoth“.

Mit Beginn des 2. Weltkriegs 1914 wurde das Vereinsleben erheblich in Mitleidenschaft gezogen und das mit viel Mühe und Begeisterung geschaffene Aufbauwerk wurde im Keim erstickt. Während des Krieges 1914/18 versuchten dann einige jüngere Anhänger den einmal begonnenen Fußballsport weiter zu führen und es gelang zum Teil, bis dann auch die jüngeren allmählich zu Deutschlands Verteidigung herangezogen wurden.

Als dann im Herbst 1919 der Verein seine Tätigkeit wieder aufnahm, waren 5 Sportkameraden im Krieg umgekommen, darunter

Emil Frieg, Emil Sasse und Walter Schuster.

Nach dem blutigen Krieg nahm die deutsche Sportbewegung einen ungeahnten Aufschwung. Davon profitierte auch der Fußballsport in Berghofen. Dies hatte jedoch auch zur Konsequenz, dass die Spieler aus Aplerbeck wieder zu ihrem alten Verein wechselten und die Berghofer Fußballer sich auf zwei Vereine aufteilten, nämlich den alten B.F.C. (Berghofer Fußball Club) und dem Turn- Verein Berghofen, dem späteren Spielverein Berghofen. Die Namensänderung des letzten Vereins wurde auf Grund des Bruches zwischen Turn- und Sport- Verband herbeigeführt.

zur 2. Dekade